2. Kapitel |
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Zu Beginn des 15. Jahrhunderts ist das Sintfeld ein menschenleeres Gebiet; dasselbe gilt vom
oberen
Altenautale. Für die Geschichte von Snevelde (Blankenrode) und Sirexen (Sießerkamp), sowie der Dörfer des Sintfeldessind Hauptquellen: Akten des aufgehobenen Augustinerklosters Dalheim und die Akten der Kriegs- und Domänenkammer in Minden,beide jetzt im Staatsarchiv in Münster,ferner Urkunden und Akten im Archiv des Paderborner Altertumsvereins und gelegentliche Notizen in der Zeitschrift des Westfälischen Altertumsvereins.
Es erhebt sich die Frage: "Wie ist diese Entvölkerung zu erklären?"
Bisher war man wohl allgemein der Auffassung, daß diese Entvölkerung auf die Verwüstung durch die Bengelerfehde zurückzuführen sei. Der Verfasser der verdienstvollen Abhandlung über Kloster Dalheim, Dr. Wilhelm Segin - Wewelsburg, weist mit Recht darauf hin, daß die Zeit des 14. und 15. Jahrhunderts für unsere Vorfahren hier im Westen die Zeit großer ländlicher Umsiedlung gewesen ist. In jenen Zeiten der Unsicherheit boten Städte, umwehrt mit Stadtmauern, Wall und Graben, geschützt vielfach durch eine Burg, den Bewohnern allein Sicherheit für Gut und Leben gegen raubende und plündernde Mordgesellen.
So entstanden die Städte Lichtenau, Salzkotten, Rüthen usw. durch den Zuzug der Bewohner der nahegelegenen Ortschaften, die dann Bürger der betreffenden Stadt wurden, aber gleichzeitig ihr bäuerliches Eigenleben als Glieder der von ihnen verlassenen Ortschaft weiterführten unter Wahrung ihrer bisherigen Rechte an Allmende, Markengenossenschaft usw., wie sie auch von der befestigten Stadt aus ihre bisherigen Ländereien in ihrer verlassenen und verödeten Ortschaft weiter bestellten.
Wo heute ein Kreuz meistens unter Lindenbäumen steht, ist von vorneherein die Vermutung gerechtfertigt, daß einstens in der Vorzeit dort eine Dorfsiedlung mit Kirche und Kapelle gestanden hat. Dr. Josef Lappe weist in seiner Schrift "Die Wüstungen der Provinz Westfalen" dieses des Näheren nach. Vielfach ziehen Prozessionen besonders aus ländlichen Pfarrkirchen zu solchen einsamen, aber anheimelnden Kreuzen unter Lindenbäumen, und die Prozessionsteilnehmer wissen meistens nichts davon, daß das Wegekreuz auf eine untergegangene Dorfsiedlung hinweist.
Für das früher stark bevölkerte Sintfeld mit seinen vielen Ortschaften kam eine Abwanderung in eine zentral gelegene befestigte Stadt wie bei Lichtenau und die Heimsiedlungen des Soratgaues nicht in Frage. Wohl waren in der Nähe des Sintfeldes die Burgen und zum Teil befestigte Städte in Blankenrode, Fürstenberg und Wünnenberg entstanden. Fürstenberg nahm das benachbarte Vesperthe auf.
Nach Wünnenberg, einer Gründung der Grafen von Büren, zogen die Einwohner von Imminghusen, Edinghusen, Ober- und Nieder-Blickesen und Brochhusen.- Andere Sintfelder zogen nachweislich nach Stadtberge, Lichtenau, Wünnenberg und Geseke - einzelne zogen nach Atteln und Etteln und besonders auch nach Meerhof, welch letzteres früher ein einzelner Hof gewesen, jetzt aber durch den Zuzug zu einem starken Dorfe wurde.
Dasselbe gilt im kleineren Teil auch von Oesdorf. So haben wir beim Sintfelde zum Teil eine Umsiedlung zur Stadt und zu lebensfähigen Dörfern hin, womit eine Aufgabe der bisherigen Hofstätte für den Umsiedler verbunden war.
Die Dörfer des Sintfeldes verödeten durch diesen Wegzug mehr und mehr. Dr. Segin weist 26 solcher untergegangener Ortschaften mit Namen und Bestimmung ihrer Lage des Näheren nach. Durch den Wegzug der zum größten Teil zehntpflichtigen Bauern gerieten die adeligen Zehntherren in große wirtschaftliche Not, die sie durch Raub- und Plünderungszüge, durch noch härtere Auspressung der wenigen zurückgebliebenen Bauern auszugleichen suchten. Hierdurch trat eine völlige Verödung durch den Wegzug der letzten Bauern ein. Die kleinen Dörfer Oesdorf und Dalheim und das größere Dorf Meerhof bestanden noch, desgl. Fürstenberg und die Stadt Wünnenberg. Die große, weite Feldflur des Sintfeldes und das Gebiet im oberen Altenautale drohte zur wüsten Einöde zu werden.
Für die berechtigten Zehntherren ergab sich die sehr wichtige Frage:
- Was soll aus den verlassenen und verwüsteten Gemeinden werden?
- Sollen wir der traurigen Tatsache der Verödung und des Wegfalls der Einnahmen ihren Lauf lassen?
- Sollen wir unsere Rechte verschenken oder verkaufen?
- Oder gibt es eine Möglichkeit, die verwüsteten und verlassenen Gegenden zu neuem Leben erstehen zu lassen und gleichzeitig etwas zur Sühne für verübte Räuberei und Gewalttätigkeit zu tun?"
In Böddecken waren im Jahre 1409 in das zerfallene Frauenkloster weiße Augustiner eingezogen, hatten staunenswerte Aufbauarbeit geleistet und die ebenfalls verwüstete Umgegend anbau- und erwerbsfähig gemacht. Der Gedanke lag zu nahe, mit Dalheim und den verödeten Ortschaften des Sintfeldes das Gleiche zu versuchen. Nach vielen Bedenken, genauer Ortsbesichtigung und Prüfung der Anspruchsberechtigten nahm Böddeken das Angebot an und verpflichtete sich, Klosterbrüder in das verwüstete Dalheim zum Wiederaufbau zu schicken.
Dr. Segin schreibt in der zitierten Abhandlung:

Am 26.4.1429 schenkte Friedrich von Driburg die Hälfte des Dalheimer Zehnten, die ihm Johann von Vernde (Verne) versetzt hatte. Am folgenden Tage gaben die Gebrüder von Kaienberg (zu Husen und Westheim) alle Briefe "van Penningrent und korngulde" heraus, die sie von den Dalheimer Nonnen geerbt hatten, und verzichteten auf alles, was sie sonst in Dalheim oder Hattepe
besaßen. Wegen der strittigen Dalheimer Grenzen nach Husen hin kam das Kloster in großen Streit mit Johann von Kalenberg, der bei einem Schnatgang im Jahre 1454 die Mönche verjagte und bedrohte.Durch den Vergleich von 1483 und 1495 wurde die Grenze genau festgelegt und die Streitigkeiten beendigt
Am gleichen Tag schenkte Gerlach Snaremann aus Paderborn 6 Mark und 8 Mark aus dem Dalheimer halben Zehnt der Padberger.
Am 15.5.1429 überließen Propst Albert, Dekan Hermann und das Kapitel von Busdorf in Paderborn ihre wüsten Äcker in Dalheim zur Nutzung. Endlich am 11.11.1429 schenkten Herbord und Johann von Brobecke all ihre Rechte in den Dörfern und Marken Dalheim, Nutlon, Hattepe, Boclon und Versede. Vier Wochen später bestätigte der Kölner Erzbischof und Administrator Dietrich von Moers die gemachten Schenkungen und inkorporierte Dalheim dem Kloster Böddeken.
Die Grafen von Waldeck und ihre getreuen Lehnsritter von Brobeck erwiesen sich von Anfang an den Augustinern gegenüber als größte Wohltäter; ja man kann sagen, ohne diese Unterstützung wäre Dalheimnnicht das geworden,was es geworden ist.
Im Jahre 1431 schenkte Otto, der älteste Graf von Waldeck auf Ansuchen seiner Getreuen von Brobecke und zur Beförderung seiner Seligkeit dem Prior und geistlichen Herrn des Klosters von St. Peter und St. Antonius die verkommenen und verwüsteten Dörfer und Dorfmarken am Sintfelde, die vor Zeiten seine Vorfahren von Corvey als Lehn erhalten hatten und die Haus Waldeck den Rittern von Brobecke weiter als Lehn gegeben hatten. Das Kloster Dalheim wird belehnt "mit aller Herrlichkeit, Obrigkeit, Freigrafschaft, vorstenden, Vogtei, gebede und gefelle."
Namentlich werden aufgeführt ein Hof zu Sirexen und das Dorf Snevelde mit den Bleikuhlen, dem Schürenberge und Unserer Lieben Frauen-Berge, durch welche der Weg von Bellinghausen nach Kleinenberg läuft.- Die Ritter von Brobecke verzichteten auf ihre Lehnsrechte und genehmigen den Schenkungsakt des Grafen Otto.
Ritter Johann von Brobecke und seine Frau Christine verkaufen ihren Anteil an dem Meerholze und dem Meerstrange zugleich mit all ihren Rechten an den untergegangenen Dörfern auf der Nordseite der Diemel für 10 Gulden und verzichten auf Wiederkauf. - Wie das Dalheimer Copiar zum Jahre 1485 erzählt, hat Knappe Herbord von Brobecke einen Altar im Kreuzgange des Klosters gestiftet.
Das Lehnsverhältnis des Klosters zu Waldeck erlitt auch durch den Übertritt der Grafen von Waldeck zum Luthertum keine Unterbrechung Bei den Dalheimer Akten im Staatsarchiv zu Münster finden sich die Lehnsbriefe von 1496-1784. Die Belehnung, auch Bemeierung genannt, wurde erneuert, wenn in Waldeck ein neuer Regent zur Regierung kam oder das Kloster einen neuen Prior erhielt.
In der Lehnsübertragung von Waldeck an Dalheim wird vom Lehnsherrn darauf hingewiesen, daß das Benediktinerstift Corvey der ursprüngliche Grundherr war. Abtei Corvey erwies sich den weißen Augustinern in Dalheim als sehr günstig. Im Jahre 1459 überträgt Corvey seine Hechte an acht verlassenen Sintfelddörfern, darunter Snevelde, an Dalheim.
Der Abt belehnt weiterhin die Augustiner mit dem ganzen Zehnt in Snevelde und Sirexen, mit einem Haus in Snevelde, 6 Hufen und einem Gut und mit den kleinen Zehnten dortselbst. - Nachdem im Jahre 1461 durch Abt Conrad von Corvey eine weitere Übertragung zu "erblichen ewigem Gebrauch an Zehnten, Heuern, Renten in Sirexen, Snevelde usw." erfolgt war, bestätigte am 10.ll. 1485 Abt Hermann von Bomeneburg und Kapitel zu Corvey die vorhergehenden Belehnungen und schenkte zur Ehre Gottes und zu einer ewigen Memorie "alle Gerechtigkeiten in den verwüsteten Dorfmarken u.a. in Snevelde und Sirexen den Augustinern." Damit hört die Lehnsuntertänigkeit Dalheims gegenüber Corvey auf.- An die uralte Verbindung zwischen Dalheim und Corvey erinnert noch bei Aufhebung des Klosters Dalheim der von der Preußischen Regierungskommission aufgestellte Voranschlag, der in Ausgabe u.a. aufführt: "jährlich ein Pfund Wachs an die fürstliche Kammer in Corvey."
Durch die oben erwähnten Schenkungen der adeligen Grundherren im Jahre 1429 hatte das Augustinerkloster Böddeken für seine Zweigniederlassung in Dalheim eine erste, wenn auch bescheidene Grundlage für eine klösterliche Niederlassung gewonnen. Der Besitz war aber verwüstet und mußte erst wieder ertragsfähig gemacht werden. Die Aufbaupioniere waren zwei Priester und etwa sieben Laienbrüder. Nachdem die verfallenen Kirchen- und Klosterräume des früheren Frauenklosters allernotdürftigst in Stand gesetzt waren, wurde Pfingsten 1430 zur Feststellung der Grenzen mit erfahrenen alten Leuten aus den Nachbardörfern im Altenautale der erste Schnadezug oder Schnatgang gemacht. So konnte der Wiederaufbau an den verwüsteten Äckern und Ländereien begonnen werden.
Dalheim war in seiner ersten Zeit ein Vorwerk oder Wirtschaftshof für Böddeken. Mit dem Wiederaufbau der Gebäude und der wieder gewonnenen Ertragsfähigkeit des Wirtschaftsbetriebes erwachte bei den Dalheimer Mönchen ein berechtigtes Streben nach Selbständigkeit, allerdings anfänglich unter großem Widerstreben des Mutterklosters Böddeken. Letzteres mußte aber in etwa nachgeben, da die adeligen Wohltäter Dalheims dessen Forderung nachdrücklich unterstützten.
Inzwischen konnte Dalheim seinen Besitz vergrößern. Am 19.5.1445 kauften die Augustiner gegen Zahlung von 200 Gulden die wüsten Sintfelddörfer, darunter auch Snevelde und Sirexen, soweit die Zisterzienser daran Rechte gehabt hatten, vom Kloster Hardehausen, welches sich indessen den Rückkauf vorbehielt. Am 23.6.1510 wird dieser Verkauf vom Abt Johannes von Hardehausen mit Zustimmung der Ordensvisitatoren Heinrich von Kaup und Heinrich von Marienfelde genehmigt. - Später folgten noch weitere Ankäufe von Hardehausen im Altenautale in den Jahren 1510 und 1530. Dem Abte in Hardehausen blieb das Jagdrecht vorbehalten. - Bei der Klosteraufhebung 1803 mußte Dalheim alljährlich 37 Scheffel Hafer (Lichtenauer Gemäß)
liefern. 5 Lichtenauer Scheffel waren gleich 6 Paderborner Scheffel und 1 Lichtenauer Scheffel war gleich 4/5 Berliner Scheffel.
1 Lichtenauer Scheffel= 44,3 Liter; 1 Preuß. Scheffel= 54,962 Liter
Auf weitere Differenzen zwischen Dalheim und Hardehausen kommen wir im Nachstehenden noch zu sprechen.
In der Übergangszeit erwarb Dalheim noch weitere Besitzungen, so von ihrem Gönner Herbert von Brobecke 1450 die Rechte in Snevelde und Sirexen. 1443 kauften die Augustiner von Friedrich Raben von Kanstein für 55 Goldgulden seine Gerechtsame in den früheren Dorfmarken Nutlon, Eilern, Sirexen und Snevelde. In den Verträgen bestätigen die verkaufenden Zehntherren vielfach, daß sie "von den verwachsenen und verwüsteten" Dörfern doch kein Einkommen hätten und daß die Herren von Dalheim sie durch Geld genügend entschädigt hätten. - Es finden sich auch einige nicht adelige Schenker, die ihre früheren Besitzungen in den verlassenen Dörfern an Dalheim schenkten.
Anfang Oktober 1451 veranstalteten die Dalheimer Mönche einen zweitägigen Schnatgang zur feierlichen Festsetzung ihrer bisherigen und neu hinzuerworbenen Gerechtsame und Besitzungen, und am 25.7.1452 wurde in feierlichem Gottesdienst unter Teilnahme vieler edler und geistlicher Gäste, darunter auch der Vertreter von Böddeken, Dalheim als selbständiges Kloster erklärt und in die Windsheimer Augustiner-Kongregation aufgenommen.
In der Zeit von 1452 bis 1518 rundete Dalheim durch Hinzukauf seinen Besitz in verschiedenen Dorfmarken ab, so in den Marken von Amerungen, Sirexen und Snevelde; es würde zu weit führen, alle Kaufakte hier anzuführen. Zur Festsetzung seiner Grenzen gegenüber Hardehausen und Warburg veranstaltete Dalheim 1480 einen Schnadezug, dessen Bericht wohl auch die heutigen Einwohner von Blankenrode interessiert.
An diesem Schnadezug nahmen teil: Vertreter der Klöster Hardehausen und Dalheim, ferner Vertreter der Ritter Gebrüder von Spiegel, von Kaienberg zu Westheim, von Oeynhausen, Herbord von Brobecke als Vertreter der Städte Kleinenberg und Lichtenau, endlich ortskundige Bürger und Bauern aus Atteln, Lichtenau und Kleinenberg. Die Verhandlungen und Festsetzungen wurden von dem Notar Vollmer Decker beglaubigt.
In einem besonderen Antrage überreicht Johann Zomsbeck, Prior des Klosters in Dalheim, dem Theodoricus, Official des Hofes in Paderborn und Generalvikar des Bischofs Simon eine besondere Protestation und beantragt zum ewigen Gedächtnis die Grenzen der Mark Snevelde festzustellen. Der Prior sagt:
Mit Rücksicht auf den gefährlichen Zustand unseres Vaterlandes, in welchem Justiz darniederliegt, habe ich es bisher unterlassen, Klage zu führen und habe meine Sache Gott anempfohlen, bis eine günstigere Zeit zur Verhandlung und Entscheidung der Sache eintritt. Damit aber mein Stillschweigen nicht zum Nachteil ausgelegt wird und es nicht so geht, wie mit den Gütern des Klosters zu Dorslon, Essentho, Beffte, Westheim, Dorpede, Velsberg und mit einigen Besitzungen zu Sirexen, die von anderen widerrechtlich und eigenmächtig in Besitz genommen sind, so lege ich hiermit gegen die Ansprüche des Abtes und der Stadt Warburg Protest ein. Zugleich beantrage ich, die Grenzen der verwüsteten und unbewohnten Schneefelder Mark durch Zeugen festzustellen, um Verdunkelungen vorzubeugen.
Der mit der Zeugenvernehmung beauftragte Notar umging mit den Zeugen im Jahre 1480 die Snevelder Mark. Aus der Südpforte des Klosters Dalheim ausgehend, verfolgten sie ein langes Tal bis zur Dorfstätte Hattepe. Dieses Dorf zur Rechten lassend, wendeten sie sich etwas östlich die Schalksgrund hinauf. Dann bestiegen sie einen Hügel, von welchem rechts der Nuttlerborn, jetzt Grablo, liegt. Unweit davon im Tale fanden sie die Grenzbäume zwischen der Nutteler und Snevelder Mark. Weiter östlich erreichten sie die Ebene, der lange Kamp genannt; sodann kamen, sie durch das Mappeier Tal zu den Vossekuhlen und weiter südlich zu einem Berge, wo sich die Marken von Blankenrode, Sirexen und Sneveld scheiden. Den Weg nach Hardehausen überschreitend, wendeten sie sich nach dem Wege, der Hellepath genannt wird, und von dort den Liebfrauenberg hinunter. Westlich davon erreichten sie die Fischteiche bei Oddenhusen, kamen in das Tal, die Vesse genannt, stiegen den Dickberg hinauf, der jedoch mit seinen Fischteichen zu Nutlon gehört, und gingen links ab nördlich nach den Bleikuhlen neben dem Haßelerbusche.
Der Schluß des Schnadezugprotokolls heißt: Verhandelt in und bei dem Dorf Snevelde im Jahre des Heils 1480 am Feste des hl. Tiburtius und
Valerianus. Dalheimer Copiar im Archiv des Altertumsvereins Paderborn
Durch solche Begehung der Grenzen, Schnadezüge oder Schnatgänge genannt, suchte man in früheren Jahrhunderten, bevor die Flächen katastermäßig vermessen waren, die Grenzen einer Gemeinde festzustellen, festzuhalten und den nachkommenden Geschlechtern zu überliefern.
Besondere, wenn auch kurze Erwähnung verdient die Erwerbung von Meerhof, Hof Hasselborn und
Oesdorf. Vgl. Abhandlung von Dr. Beste in der Westf. Zeitschrift Bd.67 II S.70ff.
Vom Zisterzienserkloster Bredelar kaufte Dalheim 1470 für 200 Gulden den Meerhof und andere wüste Sintfeldgüter. Vom Generalkapitel der Zisterzienser wurde 1497 dieser Verkauf dahin abgeändert, daß der Kaufpreis von 200 auf 450 Gulden erhöht, an Bredelar eine jährliche Wachsabgabe von
3 Pfund Die Franziskaner und Kapuziner in Paderborn erhielten alljährlich von Dalheim je: 1/2 Malter (6 Scheffel) Roggen, 2 Scheffel Erbsen, 1 fettes Schwein, 2 fette Schafe, 12-14 Pfund Wolle und außerdem abwechselnd 12 Waldfuder Holz. - Die Herkunft dieser Verpflichtungen ist noch nicht festgestellt. - Das Benediktinerkloster Abdinghof in Paderborn erhielt jährlich 48 Scheffel Hafer (Paderborner Maß.)
geleistet werden mußte und die Zisterzienser in Bredelar die Hälfte des Meerhofes und ein Drittel der Asper Mark zurück erhielten.- Den Hof Hasselborn, südwestlich von Meerhof, erwarb Dalheim zum Teil 1470 von Bredelar und den Rest des Hofes 1486 vom Stift Kappel bei Lippstadt für 24 Gulden.- Im Jahre 1518 kaufte Dalheim von Bredelar das Dorf Oesdorf und die zweite Hälfte von Meerhof für 1550 Gulden. Die Grundherrlichen Dörfer Meerhof und Oesdorf mit den vielen meierstättischen Kolonen bildeten fortan mit den wichtigsten Bestandteil des Dalheimer Klosterbesitzes.
Die Augustiner in Dalheim sollten sich indessen noch nicht eines dauernden und ungestörten Besitzes erfreuen. Durch das aufblühende Kloster, durch die sich hebende Landwirtschaft hatten die verwüsteten Dorfmarken im und beim Sintfelde wieder Wert bekommen.Die früheren Besitzer und Schenkgeber suchten zum Teil Land von Dalheim zurück zu erhalten oder wenigstens eine Geldentschädigung zu bekommen. Auch hier kann nur das Wichtigste mitgeteilt werden, und wir folgen der Untersuchung von Dr. Segin in
Bd.91 der Westfälischen Zeitschrift.
Differenzen mit dem Kanonikerstift Busdorf in Paderborn, der Abtei Hardehausen und dem Ritter von Kalenberg in Husen wurden durch Vergleich erledigt.- Schwieriger waren schon die Streitigkeiten mit dem Herrn von Westphalen auf Burg Fürstenberg, dem vom Paderborner Fürstbischof Simon III.von Lippe (1463-1498) der Rücken gestärkt wurde. Der Bischof hatte seine Rechte an einigen Dörfern dem Herrn von Westphalen für 440 Gulden verkauft; diese Rechte glaubte Dalheim bereits rechtmäßig erworben zu haben. Die Herren von Westphalen verlangten aber für Abtretung der ihnen vom Bischof übertragenen Rechte 700 Gulden; Dalheim weigerte sich, erklärte sich aber zur Zahlung von 440 Gulden und Abtretung eines Teiles der Eiler Mark an die von Westphalen einverstanden, welche indessen neue Forderungen auf Zahlung von 700 Gulden erhoben. Die Dalheimer weigerten sich und riefen den Schutz des Papstes an, der ihnen durch den Offizial Heinrich Steynweck in Köln
auch zuteil wurde.
Am schwersten waren die Streitigkeiten Dalheims mit den Paderborner Landesfürsten. Wie Fürstbischof Simon III den Augustinern nicht günstig gesinnt war, so auch Bischof Erich von Braunschweig (1508-1532), der den Verkauf der Kirchdörfer Dalheim, Nutlon und Elren in ein Lehnsverhältnis umwandelte und dem Kloster die Verpflichtung auferlegte, alljährlich 5 Malter Roggen (a 6 Scheffel) an das fürstbischöfliche Schloß in Neuhaus zu liefern.
Fürstbischof Hermann von Wied (1532-1547) hatte zuerst beabsichtigt, die verwüsteten Dörfer und Marken wieder einzulösen, ließ aber auf inständiges Bitten von dem in seiner Existenz bedrohten Dalheim davon ab; jedoch wird die frühere Gerichtsbarkeit in Meerhof und Oesdorf dem Fürstbischof vorbehalten und den Nachfolgern auf dem Fürstbischöflichen Stuhl zu Paderborn das Recht der Wiedereinlösung der Dalheimer Marken zugesichert.
Von diesem Rechte machte Fürstbischof Theodor von Fürstenberg (1585-1618) Gebrauch, indem er Dalheim die Marken von Snevelde und Sirexen kündigte. Umsonst flehten die Augustiner den eigenwilligen Landesherrn an, ihnen die zu ihrem Bestehen notwendigen Gebiete zu belassen. Aber alles war vergebens. In ihrer Not machten die Augustiner geltend, daß sie die vom Bischof reklamierten Dorfmarken vom Grafen von Waldeck zu Lehen trügen und daß zur Einlösung die Genehmigung des Waldeckers erforderlich sei. Der willensstarke Fürstbischof Theodor von Fürstenberg erboste gar gewaltig über dieses Hineinziehen des gräflichen Nachbarn und setzte den Prior Wasinck, den Subprior und einen Pater von Dalheim gefangen. Einer der Gefangenen starb in der harten Haft. Theodor von Fürstenberg gab endlich nach, nachdem die Juristenfakultät von Würzburg ein Rechtsgutachten zu Gunsten von Dalheim erstattet hatte.
Das Kloster verpflichtete sich aber, an das Fürstbischöfliche Amtshaus in Wewelsburg alljährlich 6 Malter Roggen (a 6 Scheffel) und 6 Malter Hafer (a 12 Scheffel), beides in Salzkottener Maß, zu liefern. Im Jahre 1595 hatte Fürstbischof Theodor dem Kloster einen weltlichen Verwalter gegeben, der 1615 zurückgezogen wurde; aber das Kloster mußte seit dieser Zeit einen juristisch gebildeten Schreiber halten.
Im Jahre 1704 kaufte Dalheim von Corvey die Asper Mark für 2000 Tlr.; die letzte Erwerbung der Augustiner in Dalheim. Der letzte Prior Prälat Eranz Brüll ließ durch den Hildesheimer Leutnant und Geometer Heinrich Friedrich Deichmann den gesamten Grundbesitz und die zehntpflichtigen Ländereien sorgfältig vermessen.
In Frankreich war 1789 die große Revolution ausgebrochen, und der Beginn einer neuen Zeit stand bevor!
Es möge noch Einiges aus der Geschichte Dalheims und seiner Umgegend hier folgen:
Im Jahre 1436 zerstörte ein großer Brand die von den Augustinern notdürftig wieder hergestellten Gebäude und Kirche des früheren Frauenklosters. Die jetzt noch bestehende gotische Kirche, die leider jetzt als Pferdestall und Heuboden benutzt wird, wurde 1460-1480 erbaut.
Am 8.6.1503 bestätigte der päpstliche Legat, Kardinal Raimund, die Güter, Besitzungen und Rechte von Dalheim.
Im Jahre 1516 überfiel mit Erfolg der Ritter Götz von Berlichingennin der Nähe von Dalheim den Grafen Philipp von Waldeck und erpreßte von ihm eine große Summe Lösegeld.- Der Paderborner Fürstbischof Rembert von Kerssenbrock (1547-1568) empfing in der Dalheimer Klosterkirche die Bischofsweihe.
Aus der Zeit der Reformation und des 30 jährigen Krieges sind uns bemerkenswerte Ereignisse nicht überliefert. Aus der Zeit des 18. Jahrhunderts möge noch Einiges mitgeteilt werden.
Im Jahre 1732 brach eine große Schafpest aus; das Kloster allein verlor über 400 Tiere.
Am 10.7.1758 war ein furchtbares Unwetter mit Hagel. In Blankenrode, Meerhof, Oesdorf und Westheim wurde beinahe die ganze Ernte vernichtet.
Hart wurde das Land durch den siebenjährigen Krieg mitgenommen. In Westfalen, besonders in den Fürstbistümern Paderborn und Münster, war ein wichtiger Kriegsschauplatz, auf dem die mit den Österreichern verbündeten Franzosen sich mit den Alliiertem, den mit dem Preußenkönig Friedrich II. verbündeten Hannoveranern, Hessen und Braunschweigern, herumschlugen. Der siebenjährige Krieg hat dem Paderborner Lande vielleicht ebenso sehr als der 30 jährige Krieg geschadet.
Im Jahre 1758 standen 6000 Franzosen bei Dalheim. Im Jahre 1759 plünderten die unter dem Befehl des Erbprinzen von Braunschweig stehenden Alliierten das Kloster Dalheim, das zudem noch den Truppen 2000 komplete Rationen an Getreide usw. liefern mußte. Zu der dem Fürstbistum Paderborn vom Braunschweiger auferlegten Kriegskontribution von 153.000 Tlr. mußte Dalheim 10.000 Tlr. beisteuern.
Im Jahre 1761 war das ganze Hochstift von französischen Truppen überschwemmt und ausgesogen. Ferdinand drängte siegreich die Franzosen zum Diemeltale ab; damals rückten die mit Preußen verbündeten Truppen unter dem General von Wangenheim in Blankenrode, Meerhof und Westheim ein. Noch kurz vor dem Friedensschluß mußte Dalheim eine hohe Kriegskontribution an den preußischen Major Bauer zahlen. Eine Zeit bitterster Armut und der denkbar größten Geldknappheit folgte dem harten siebenjährigen Kriege.
Zur Geschichte des Warburger Waldes und der Bleikuhlen bei Blankenrode.
Nach der Zerstörung der Burg und Stadt Blankenrode und der Auflösung des Bengelerbundes suchten die Brobecker, nachdem sie schon den größten Teil ihrer im Hochstifte Paderborn belegenen Güter im Jahre 1431 dem Augustinerkloster Dalheim geschenkt hatten, auch ihre Besitzungen und Rechte abzustoßen.
Im Jahre 1449 verkaufen sie einen Teil ihrer "Gerechtigkeiten" zu Blankenrode an die Stadt Warburg; einen andern Teil der Wälder erwarb das Paderborner Domkapitel.
Im Jahre 1455 überlassen die Ritter von Brobecke den Rest ihrer Besitzungen in der Blankenroder Mark ohne Vorbehalt an die Stadt Warburg. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts verschwindet das einst so mächtige und reiche Rittergeschlecht von Brobecke aus der Geschichte.
Im Jahre 1591 war der dritte Teil des Blankenroder Waldes vom Paderborner Fürstbischof Theodor von Fürstenberg (1585-1618) als Pfand an die Stadt Warburg gekommen.
Im Jahre 1606 wurde dann dieser Teil des Blankenroder Waldes vom Fürstbischof Theodor der Stadt Warburg zu Erbmeierrecht gegen einen jährlichen Erbzins von 10 Rtlr.
übertragen; Westfälische Zeitschrift Bd. 67 S. 6
außerdem übergaben die Warburger dem Landesherrn ein schweres Geschütz im Werte von etwa 1700 Tlr.
Im Jahre 1612 überließ Fürstbischof Theodor der Stadt Warburg im Blankenroder wie auch in den Asseler und Odenhauser Waldungen die "hohe Wildjagd" unter der Bedingung, daß der vierte Teil des erlegten Wildes auf Kosten der Stadt zur fürstbischöflichen Hofküche nach Neuhaus geliefert würde. Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg (1661-1683) bestätigte im Jahre 1677 das Jagdrecht der Warburger. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts war der Warburger Wald 4,500 Morgen groß.- Von dem Blankenroder Walde des Domkapitels zu Paderborn wird weiter unten die Rede
sein. S. u. S.37 ff.
In der Blankenroder Feldmark, südwestlich vom Dorfe, sind die sog. Bleikuhlen, deren älteste Besitzer und Betriebsinhaber die Ritter von Brobecke waren. Ob das Bergwerk schon zu Zeiten der Stadt und Burg Blankenrode in Betrieb gewesen ist, läßt sich vielleicht annehmen, ist aber urkundlich bis jetzt nicht bewiesen. Auch nach Zerstörung der Stadt blieben die Bleikuhlen im Betriebe, als deren Besitzer noch im Jahre 1449 die Ritter von Brobecke erscheinen, die doch in demselben Jahre einen großen Teil ihrer Gerechtsame in Blankenrode, Snevelde und Sirexen an die Stadt Warburg verkauft hatten.
Im Jahre 1541 wird im Warburger Walde ein Galmeiwerk erwähnt. Wegen der Blankenroder Bleikuhlen kam esnzwischen dem Fürstbischof von Paderborn und dem Grafen von Waldeck im Jahre 1544 zu Streitigkeiten, da Waldeck als Lehnsherr von Kloster Dalheim das Bergregal für sich in Anspruchnnahm, was von Paderborn erfolgreich bestritten wurde. In den Urkunden des 17. und 18. Jahrhunderts wird das Bergwerk einige Mal erwähnt; ein klares Bild über Besitz- und Betriebsverhältnisse läßt sich jedoch kaum gewinnen. Von 1840- 1860 wurden die Bleikuhlen von der Marsberger Gewerkschaft betrieben; dann kam die Grube in den Besitz des Ingenieurs Michel Cohn in Köln.
In meiner Gymnasialzeit war die Bleikuhle im flotten Betrieb und gab vielen Arbeitern aus Blankenrode, Meerhof und Oesdorf, sowie den Fuhrleuten aus Westheim lohnende Beschäftigung. Die Grube wechselte dann oftmals den Besitzer, womit Stillegen und Bergwerksbetrieb sich
abwechselten. S. Lippert im Heimatbuch des Kreises Büren 1930 und Westf. Zeitschrift Bd. 70 S. 326
Vielleicht wird bei der verbesserten Methode der Erzgewinnung die Bleikuhle, eines der ältesten Erzbergwerke Westfalens, wieder in Betrieb kommen.
Von einem andern industriellen Unternehmen bei Blankenrode, von der
Glashütte auf Sießerkamp wird weiter unten kurz die Rede
sein. S. u. S. 48 und f.