
Die Edelherren von Rüdenberg
Die Edelherren von Rüdenberg gehörten zu den vornehmsten und zeitweise reichsten Geschlechtern in Westfalen. In den Urkunden wurden sie auch als Rudenberg, Ruthenberg, Röddenberg und Rodenberg bezeichnet. Die Namensähnlichkeit macht die Abgrenzung zur Ministralenfamilie von Rodenburg aus Menden schwierig.
Das Wappen der Familie bestand aus einem zum Streit aufgerichteten Hund (Rüden) mit gestutzten Ohren und aufrecht stehender Rute. Der älteste Besitz, ihr Allod, war das Dorf und Oberhof Mark bei Hamm.
Später wurde dieser Besitz unter anderen Besitzern zur Grundlage der Grafschaft Mark. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurden die Herren von Rüdenberg in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Sie haben vermutlich schon deutlich länger dort gewohnt, aber erst später den Namen von Rüdenberg angenommen.
Als weiterführende Lektüre möchten wir Ihnen die Geschichte der Stadt Rüden empfehlen, in der weitere und ausführliche Informationen zu dieser Familie zu finden sind.
Die Herren von Rüdenberg hatten keine gräflichen Rechte; diese kamen den Grafen von Werl und später Arnsberg zu. Deren Besitz wurde im 11. Jahrhundert durch Erbteilung stark zersplittert und Teile kamen an die Rüdenberger. Als zweite wichtige Kraft in der Region verfügten die
Erzbischöfe von Köln zu dieser Zeit ebenfalls nur über verstreuten Besitz.
Um ihr Position zu stärken, vergaben die Bischöfe Lehen, um im Gegenzug Unterstützung für ihre Ziele zu erhalten. Zu diesen Lehnsnehmern gehörten auch die Edelherren von Rüdenberg. Diese von Köln zu Lehen genommene Besitzungen der Rüdenberger bildeten kein zusammenhängendes Gebiet sondern waren weit verstreut. Allerdings wurden die Besitzungen bald wichtiger als das Dorf Mark, so dass sie sich später auch danach benannten.
Der Besitz der Rüdenberger war zwar bedeutend, aber zu gering und zu verstreut um als Basis einer Territorialherrschaft zu dienen. Geschwächt wurde die Familie zudem durch zahlreiche Erbteilungen. Vor allem aber begannen die Erzbischöfe von Köln nach der Zerschlagung des alten Herzogtums Sachsen Heinrich des Löwen seit Erzbischof Philipp von Heinsberg ihre nun erlangte Herzogsgewalt über Westfalen in direkte politische Macht umzuwandeln.
Damit verloren die Rüdenberger für Köln an Bedeutung. Sie selbst wechselten in den folgenden Auseinandersetzungen zwischen den Grafen von Arnsberg und den Erzbischöfen zwar mehrfach die Fronten, standen aber meist auf Seiten der Kölner, verloren dabei aber auch ihre starke Position und wurden zu einem Geschlecht des niederen Adels.
Heinrich von Rüdenberg, Urk. 1515, Burgmann zu Medebach, Sohn von Goswin von Rüdenberg und Sophia von Neheim, verheiratet mit Else von Amelunxen war der letzte seines Stammes. Er wurde zwischen Küstelberg und
Medebach von Kerstien Küling, Bürger zu Medebach, erschossen.
Haupthof Rüden
Der wichtigste Besitz war der Haupthof Rüden (heute Altenrüthen) zu dem eine alte Mutterkirche gehörte, die bei der Gründung des Kloster Grafschaft 1072 zu dessen Ausstattung wurde. Der Besitz von Hof Rüden war nicht nur wegen der Fruchtbarkeit sondern auch wegen der in der Nähe verlaufenden Königsstraße wertvoll.
Zum Schutz ließen die neuen Herren eine Burg bauen und benannten sich seither als Rüdenberger. Dieser Besitz verlor später an Bedeutung zu Gunsten der erzbischöflichen Stadt und Burg Rüthen.
Altenrüthen befindet sich nordwestlich von Rüthen. Der heute nicht mehr vorhandene Haupthof Rüden bei Altenrüthen war der Stammsitz des Adelsgeschlechts derer von Rüdenberg.
1802 wurde Altenrüthen ein Teil von Hessen und 1815 von Preußen. 1816 kam der Schultheißbezirk Altenrüthen in den neuen Kreis Lippstadt. 1828 wurde aus dem Schultheißbezirk Altenrüthen die Gemeinde Altenrüthen. Einige Jahre später entstand das Amt Altenrüthen mit 16 Gemeinden. In den 1930er Jahren wurde das Amt Rüthen aus dem Amt Altenrüthen und der Stadt Rüthen gebildet. 1975 wurde die Gemeinde Altenrüthen in die Stadt Rüthen eingemeindet.
Haupthof Wicheln
Der zweite von Köln zu Lehen genommene Besitz war ein Teil des Lüerwaldes mit dem Haupthof Wicheln. Dieser Besitz war als Tausch durch die Witwe des Grafen Heinrichs des Dicken von Northeim gegen Walkenried an die Erzbischöfe von Köln gekommen, die die Herren von Rüdenberg damit belehnten. Neben Gebieten um Arnsberg gehörten dazu die Freigrafschaft Stockum und die Freigrafschaft an der Valme. Von Bedeutung war der Besitz bei Arnsberg nicht zuletzt wegen der dort vorbeiführenden Ruhrstraße. Dies war der Grund weshalb die Herren von Rüdenberg dort eine Burg bauen ließen, die auch heute noch
Rüdenburg heißt. Es handelte sich dabei um eine Erneuerung einer alten Wallburg aus der Zeit Karl des Großen. Die Rüdenburg verlor später durch die Übersiedlung der Grafen von Werl und den Bau der Burg Arnsberg auf den anderen Seite des Tales an Bedeutung.
Freigrafschaft Rüdenberg
Das dritte Hauptlehnsstück, die Freigrafschaft zwischen Soest und Werl, bestand vor allem aus den Kirchspielen Ostönnen,
Borgeln und
Dinker. Dieses Gebiet wurde ebenso wie die Freigrafschaft bei
Velmede als Rüdenberger Freigrafschaft bezeichnet.
In den Freigrafschaften hatten die Herren kein Zentrum, sondern verfügten nur über Streubesitz und hatten als Stuhlherren Einfluss und Einkünfte. Die Freigrafschaft zwischen Soest und Werl kam mit Zustimmung des Kölner Erzbischofs Heinrich von Virneburg unter Edelherr Gottfried von Rüdenberg bereits 1328 an Soest. Der Großteil dieses Gebietes gehört heute zur Gemeinde Welver.
Kirchspiel Ostönnen
Ursprünglich gehörte das mittelalterliche Ostönnen zur Freigrafschaft Rüdenberg, einem Lehen zunächst der Grafen von Werl-Arnsberg, dann der Kölner Erzbischöfe als Herren des Herzogtums Westfalen. 1328 wurde die Freigrafschaft Rüdenberg mit Ostönnen unter Billigung Erzbischofs Heinrich von Virneburg von Gottfried von Rüdenberg an die Stadt Soest verkauft, mit der es im weiteren Verlauf der Geschichte das historische Schicksal teilte. Nach der Unabhängigkeit Soests in der Soester Fehde 1449 wurde Ostönnen 1585 evangelisch – die Territorialgrenze zwischen Ostönnen und Westönnen wurde damit zu einer Konfessionsgrenze.
Kirchspiel Borgeln
Borgeln wurde 1166 als Burgelon (zusammen mit dem Wald Broil in der unmittelbaren Umgebung) erstmals erwähnt. Obschon die Stadt Soest ihre gogerichtliche Zuständigkeit seit dem 12. Jahrhundert ausbaute und sich das Kirchspiel Borgeln unter der Hoheit des Soester Patrokli-Stifts befand, war Borgeln Teil der Freigrafschaft Rüdenberg.
Mit dem Soester Erwerb der Freigrafschaft Rüdenberg von Gottfried von Rüdenberg im Jahr 1328 kam Borgeln zum Herrschaftsbereich von Soest und war bis 1807/09 Teil der Niederbörde. Das im Namen Burgelon aufscheinende Wort "Burg" bezieht sich wohl ursprünglich auf einen in Borgeln oder der nächsten Umgebung befindlichen (befestigten) Haupthof.
Kirchspiel Dinker:
Die heutige Gemeinde Welver wurde im Rahmen der kommunalen Neuordnung in Nordrhein-Westfalen im Jahre 1969 gebildet. Sie besteht aus 21 Ortsteilen (Balksen, Berwicke, Blumroth, Borgeln, Dinker, Dorfwelver, Ehningsen, Eilmsen, Einecke, Eineckerholsen, Flerke, Illingen, Klotingen, Merklingsen, Nateln, Recklingsen, Scheidingen, Schwefe, Stocklarn, Vellinghausen und Welver) auf einer Grundfläche von 85, 60 qkm.
Kirchspiel Velmede:
Velmede hat seit der Karolingerzeit eine bedeutende Rolle gespielt. Es war Urpfarrei für ein Gebiet, das von Calle bis Brilon und von den Höhen des Arnsberger Waldes bis zum "Assinghauser Grund" reichte. Seinen geschichtlichen Höhepunkt erlebte Velmede zu Beginn des 11. Jahrhunderts unter der Herrschaft der Herren von Rüdenberg, als es zur Freigrafschaft Velmede – auch Freigrafschaft Valme genannt – erhoben wurde.
Die urkundlich erste Erwähnung findet man in der Gründungsurkunde des Klosters Grafschaft durch den Abt des Klosters Siegburg und Erzbischof von Köln, Anno II., im Jahre 1072. In dieser Urkunde wird der Schultenhof und die Kirche zu Velmede dem Kloster Grafschaft und dem Erzbischof von Köln unterstellt.
Das tatsächliche Gründungsjahr der Kirche zu Velmede ist um 800 zu vermuten, als die Bezirke der Urpfarreien Velmede und Wormbach in der karolingischen Landesteilung zum Lochtropgau zusammengeschlossen wurden. In zwei Urkunden aus den Jahren 997 und 1000 (Königsurkunden) bestand diese Einteilung noch. Dann aber bekam Meschede durch die günstigere Lage am Kreuzungspunkt von zwei wichtigen Straßenverbindungen und durch das Stift größere Bedeutung.
Durch Abpfarrungen schmolz im späteren Mittelalter die Urpfarrei Velmede immer mehr zusammen, bis sie zu Beginn des vorigen Jahrhunderts die Größe des ehemaligen Amtes Bestwig erreichte. Politisch verlagerte sich dann ebenfalls der Schwerpunkt nach Eversberg, wo 1242 Burg und Stadt errichtet wurden.
1841 wurde Velmede Samtgemeinde, die alle Orte mit Ausnahme der Stadt Eversberg umfasste, aber mit ihr den Amtsbezirk bildete. Der Sitz der Amtsverwaltung wurde noch einmal von Eversberg nach Velmede verlegt. 1886 wurde die Samtgemeinde Velmede wiederum aufgelöst und es entstanden die selbständigen Gemeinden Berlar, Gevelinghausen, Halbeswig, Nuttlar, Ostwig, Ramsbeck und Velmede. Berlar ging später in Ramsbeck und Halbeswig in Velmede auf. Die sechs übrigen Gemeinden bildeten dann den Amtsbezirk Bestwig. 1891 wurde der Amtssitz von Velmede nach Bestwig verlegt. 1975 löste sich im Zuge der Kommunalen Neuordnung der Amtsbezirk Bestwig auf und die Gemeinde Bestwig ohne Eversberg und Gevelinghausen wurde ins Leben gerufen.
Zur Erinnerung und im Bewusstsein der geschichtlichen Vergangenheit führt heute die Gemeinde Bestwig das Andreas-Kreuz (blau auf silbernem Schild) in ihrem Wappen. St. Andreas ist der Schutzpatron der alten und heutigen Pfarrei und Pfarrkirche zu Velmede.